Die Situation in Jugoslawien
Noch in den 1970er-1980er Jahren war Jugoslawien eines der wichtigsten Wirtschaftsländer in Südosteuropa. Zwar wurde auch in Jugoslawien die sozialistische Wirtschaftsordnung gelehrt und praktiziert, das Land konnte hiervon allerdings gut leben. Die Ungleichgewichte innerhalb des Landes wurden finanziell ausgeglichen. Ende der 1980er Jahre jedoch stieg die Kreditaufnahme sukzessive, zudem schwelten die Auseinandersetzungen der verschiedenen Volksgruppen nach dem Tod Marschal Titos immer weiter. Einige Volksgruppen sahen sich als benachteiligt und wollten sogar eigenständig werden. Im Jahr 1989 folgten dann industrielle Strukturreformen. Im Rahmen dieser Reformen versprachen Länder wie die USA finanzielle Mittel, wenn Jugoslawien drastische Wirtschaftsreformen durchführte. Hierzu gehörten die Einführung einer neuen, abgewerteten Währung sowie eine drastische Kürzung der Staatsausgaben. Dies allerdings führte zu weiteren Spannungen mit den Teilrepubliken, denn die als Ausgleich gedachten Gelder mussten nun für die Tilgung der Schulden eingesetzt werden.
Der Weg zur Hyperinflation
Die Geldgeber, die Jugoslawien finanziell helfen wollten, verlangten vor allem eine eigenständige Wirtschaft, in der die vergesellschafteten Betriebe aufgegeben werden sollten. Die Unternehmen sollten selbst die Möglichkeit erhalten, Waren und Dienstleistungen anzubieten und hierfür Gelder zu erhalten. Allerdings konnte sich dieses Modell in Jugoslawien nur schwer durchsetzen. So sank das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 1990 um 7,5 Prozent, auch im folgenden Jahr 1991 mussten Einbußen von 15 Prozent hingenommen werden. Diese Wirtschaftskrise hatte eine Hyperinflation zur Folge, die in der Spitze 59 Prozent betrug. Im Dezember 1989 kursierte der Dinar bereits in dicken Bündeln und konnte nur noch als wertloses Papiergeld angesehen werden. Im Dezember 1989 bekam man beim Tausch von einer DM immerhin 70.000 Dinar. Um die weitere Inflation zu begrenzen, wurde der Dinar nun im Verhältnis 7:1 an die Deutsche Mark gekoppelt, gleichzeitig wurden vier Nullen der Landeswährung gestrichen. Hierdurch konnte zwar die Inflation auf einem niedrigen zweistelligen Wert gehalten werden, die Wirtschaft insbesondere in Slowenien und Kroatien war hiervon allerdings stark betroffen, da beide Länder vorwiegend vom Tourismus lebten.
Die Folgen der Hypoerinflation
Gleichzeitig mit der stark sinkenden Produktion innerhalb des Landes stiegen die Exporte aus dem Ausland. Diese konnten jedoch kaum bezahlt werden, sondern wurden per Kredit finanziert. Die Verschuldung Jugoslawiens stieg damit immer weiter an, was schließlich als Ursache für die Hyperinflation gesehen werden kann. Diesen Problemen folgten dann die Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken Kroatien und Serbien. Als diese ihre Unabhängigkeit erklärten, folgten 1991 die ersten Kämpfe in Slowenien, die sich bald auf das gesamte Land ausweiteten. In der Folge weigerten sich die Republiken Slowenien und Kroatien, Steuern und fällige Abgaben an die Regierung in Jugoslawien zu leisten. Aufgrund der hohen Inflationsraten hatten wohlhabende Bürger ihre Ersparnisse auf Devisenkonten deponiert, zogen ihre Einlagen aber nach und nach ab. Allein im Oktober 1990 flossen so mehr als drei Milliarden US-Dollar aus Jugoslawien ab. Um dies zu stoppen, verhängte die Regierung ein Moratorium über Devisenkonten und enteignete ihre Inhaber somit. Erst mit dem Ende des Jugoslawienkrieges konnte sich auch die wirtschaftliche Situation des Landes stabilisieren.