Wie entstand Bernstein?
Bernstein ist ein gelber Schmuckstein. Er besteht aus fossilem Baumharz, das vor mehreren Millionen Jahren als flüssiges Harz aus den Wunden von Nadelbäumen ausgeblutet ist. Das Harz härtete an der Luft schnell aus und wurde mit der Zeit durch Wasser und Eis in tiefere Sedimentschichten gedrückt und von neu gebildeten Gesteinsschichten bedeckt. Im Laufe der Jahrtausende verwandelte sich das organische Material unter hohem Druck und Luftabschluss in eine feste Substanz, die auch Amber oder Succinit genannt wird. Da bei diesem Prozess jedoch keine Umwandlung in kristallines Material stattgefunden hat, ist Bernstein genau genommen kein echter Stein.
Bernstein ist im Laufe verschiedener Zeitalter der Erdgeschichte entstanden. Der größte Anteil des weltweiten Bernsteinvorkommens stammt aus dem Tertiär vor etwa 55 Millionen Jahren. Die ältesten gefundenen Bernsteine werden auf über 300 Millionen Jahre geschätzt. Der Begriff Bernstein definiert alle fossilen Harze, die mindestens eine Million Jahre alt sind. Jüngere Harze, die noch nicht vollständig zu Bernstein umgewandelt wurden und eine geringere Härte aufweisen, werden als Kopal bezeichnet. Sie werden häufig in den Tropen und Subtropen gefunden und sind nur einige Tausend Jahre alt.
Der Name „Bernstein“ geht ursprünglich auf das mittelniederdeutsche Wort „Brennstein“ zurück und charakterisiert die leichte Entflammbarkeit des Materials. Beim Verbrennen entsteht ein aromatischer Geruch, daher wurde Bernstein früher auch als Ersatz für Weihrauch verwendet.
Die Bezeichnung „Tränen der Götter“ leitet sich aus einer griechischen Sage ab, laut der Phaeton, der Sohn des Sonnengotts Helios, beim Versuch, den Sonnenwagen seines Vaters über den Himmel zu lenken, abstürzt und im Himmelsfluss Eridanus ertrinkt. Seine Schwestern stehen am Ufer und trauern um ihn, sie erstarren vor Kummer und werden zu Bäumen, aus ihren Tränen entsteht gemäß der Legende Bernstein.
Bernstein kommt in einem breiten Farbspektrum vor. Am häufigsten sind Farbnuancen zwischen gelb und braun, honigfarben durchsichtig bis milchig. Kommt der Bernstein aus einer eisenhaltigen Gesteinsschicht, kann er eine rötliche Färbung annehmen, bei einer pyrithaltigen Umgebung ist er meist grünlich gefärbt. Enthält er mineralische Einschlüsse, nimmt er ein elfenbeinfarbenes Aussehen an, bei organischen Einschlüssen schimmert er bläulich.
Die Dichte von Bernstein ist nur geringfügig kleiner als die von Wasser. Daher schwimmt Bernstein im salzhaltigen Meerwasser an der Oberfläche und wird vor allem bei Stürmen an die Küsten gespült.
Weltweit wurden bisher mehr als 80 verschiedene Arten von Bernstein entdeckt, die meisten davon kommen aber nur selten vor. Die häufigste Art ist der so genannte Baltische Bernstein, der hauptsächlich im südöstlichen Ostseeraum reichlich vorkommt. Grundsätzlich kann Bernstein überall dort gefunden werden, wo vor vielen Millionen von Jahren Nadelwälder wuchsen, vor allem aber in den nördlichen und gemäßigten Gebieten. Als wichtigster Fundort mit den größten Vorkommen gilt das Baltikum, wo die Ostsee große Mengen an Bernstein an die Küsten spült.
Wie kann ich echten Bernstein erkennen?
Um echten Bernstein von Imitaten aus Plastik oder Glas unterscheiden zu können, eignen sich verschiedene Methoden. Unter Bestrahlung mit UV-Licht fluoresziert Bernstein weiß-blau, Plastik hingegen nicht. Drückt man eine glühende Nadel gegen den Stein, bildet sich beim echten Bernstein eine Rille und es wird ein harziger Geruch freigesetzt. Auch die Dichte des Bernsteins eignet sich zur Echtheitsprüfung: Bernstein schwimmt in Salzwasser aber versinkt in Süßwasser. Glas versinkt in beiden, Plastik schwimmt in beiden Wasserarten.
Dem Bernstein zum Verwechseln ähnlich sieht weißer Phosphor, der während des zweiten Weltkriegs als Bestandteil von Brandboben diente und mittlerweile immer wieder in Klumpen aus dem Meer an die Ostseestrände gespült wird. Trocknet die feuchte Oberfläche des Phosphors, kann er sich bereits bei Körpertemperatur von selbst entzünden, was zu schwersten Verbrennungen führen kann. Sammlern wird daher geraten, ihren Fund bis zur zweifelsfreien Bestimmung nicht einfach in die Hosentasche zu stecken, sondern ihn besser in einer Dose oder einem Glasbehälter aufzubewahren.
Besonders gefragt sind Bernsteine mit pflanzlichen oder tierischen Einschlüssen, den so genannten Inklusen. Anders als bei Versteinerungen in Sedimentgestein sind diese Artefakte nicht zusammengedrückt, sondern mit allen Details formgetreu erhalten. Sie wurden vom Harz umschlossen und bereits beim Aushärten am Baum konserviert. An tierischen Inklusen sind besonders häufig Insekten im Bernstein zu finden, aber auch andere Waldbewohner wie Asseln, Spinnen und Würmer. Pflanzliche Inklusen bestehen vor allem aus Teilen von Pilzen, Moosen und Flechten.
Bernstein wertvoller als Gold?
Bereits seit der Steinzeit wird Bernstein als Schmuck verwendet. Auch heute noch wird das „Gold des Meeres“ größtenteils zu Schmuck oder Kunstgegenständen verarbeitet. Die weltweite Nachfrage nach Bernstein ist in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen. In arabischen Ländern wird ist vor allem zur Herstellung von luxuriösen Gebetsketten gefragt. Chinesische Firmen sind momentan die Hauptabnehmer von Bernstein, da in China der Stein gleich aus mehreren Gründen höchst beliebt ist. Zum einen gilt er im Buddhismus als einer der sieben Glück bringenden Steine. Darüber hinaus wird ihm auch eine heilende Wirkung zugeschrieben, er soll entzündungshemmend wirken und das Wohlbefinden steigern. Außerdem gilt die Farbe Gelb als Ausdruck von Wohlstand und Prunk. Damit wird Bernsteinschmuck unter der wachsenden wohlhabenden Schicht Chinas immer populärer und erlebt derzeit einen regelrechten Boom.
Aufgrund der erhöhten Nachfrage wächst auch die Anzahl der Ankaufsstellen für Bernstein stetig. Nicht nur Rohbernsteine sind gefragt, auch bereits zu Schmuck verarbeitete Steine in Form von Ketten, Broschen, Anhängern und Ringen werden angekauft. Ankaufsstellen findet man am einfachsten übers Internet, hier lohnt sich aber Vergleichen. Einige seriöse Anbieter bieten einen kostenlosen Abholservice und eine unverbindliche Vorab-Schätzung an. Seit über 25 Jahren findet jährlich im polnischen Danzig (Gdańsk) die internationale Messe für Bernstein Amberif Danzig statt. Besonders alter und großer Bernstein wird von Chinesen zu Höchstpreisen gekauft. So stieg der Preis von 2011 bis 2016 um bis zu 800%
Wo findet man Bernstein?
Bernstein wird an der Nord- und Ostseeküste bei rauer See nach Stürmen an Land gespült und kann am Strand gefunden werden. An der deutschen Nordseeküste wird Bernstein häufig an den Stränden auf Sylt, Amrum, Helgoland und den Ostfriesischen Inseln sowie vor Büsum und Sankt Peter-Ordin gefunden werden. An deutschen Ostseestränden kann auf Hiddensee, Rügen und Usedom Bernstein entdeckt werden.
Industriell wird Bernstein im Tagebau in Kaliningrader Bernsteinkombinat Jantarny (Калининградский янтарный комбинат) abgebaut und verarbeitet. Von hier stammt auch der größte Teil des Bernsteins für die Rekonstruktion der Bernsteinzimmers im Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg.Was ist das bedeutendste Bernsteinkunstwerk?
Als das wohl bekannteste aus Bernstein gefertigte Kunstwerk gilt das legendäre Bernsteinzimmer. Der Raum mit Wandverkleidungen und Möbeln aus Bernstein wurde von König Friedrich I. in Auftrag gegeben und ins Berliner Stadtschloss eingebaut. Später wurde es dem russischen Zaren Peter, dem Großen geschenkt und befand sich fast zweihundert Jahre lang im Katharinenpalast von Sankt Petersburg. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es von den deutschen Besatzern geraubt und ins Königsberger Schloss gebracht, es gilt jedoch seit 1945 als verschollen. Ab 1976 wurde das Bernsteinzimmer nach alten Fotos rekonstruiert und zum 300-jährigen Stadtjubiläum am 31 Mai 2003 wiedereröffnet. Das Bernsteinzimmer kann heute im Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg besichtigt werden.