Die Grundlagen der heutigen charttechnischen Analyse stammen aus den Jahren 1899 bis 1902, als der amerikanische Journalist Charles Dow die Lable Dow Theorie veröffentlicht hat. Der Wirtschaftswissenschaftler und Herausgeber des Wall Street Journal Charles Henry Dow geboren am 6. November 1851 in Connecticut, USA, Mitbegründer der Finanznachrichtenagentur Dow Jones & Company im Jahre 1882 entwickelte auch den ersten Aktienindex. Die Charttechnik hat heute weltweit viele Anhänger, obwohl wissenschaftlich nicht belegt und oft als Kaffeesatz-Leserei oder als „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ abgetan.
Chartanalyse ist keine Hellseherei sondern eine grafische Wahrscheinlichkeitsrechnung die in Verbindung mit weiteren Marktindikatoren wie Umsatz, gleitende Durchschnitte und Momentum-Indikatoren eine wahrscheinliche Marktentwicklungen auf Sicht von einigen Tagen oder Wochen besser voraussagen lässt als mit der Fundamentalanalyse.
Die technische Chartanalyse ist besser als ihr Ruf. So kann heute durch eine Vielzahl an Börsensoftware, Brokertools oder in Börseninformationsportalen schnell und ohne viel Erfahrung ein Trend oder Chartformationen erkannt werden. Der Trend wurde bereits in der Lable Dow Theorie beschrieben und ist bis heute das A und O der Charttechnik.
Trends, Trendlinien, Widerstands- und Unterstützungslinien
Wenn man sich mehrere Charts anschaut, wird man sehr schnell das Chartbild eines Trends erkennen. Der Kursverlauf in einem Trend wird durch zwei parallele Linien begrenzt. Der Unterstützungs- und der Widerstandslinie. In einem Aufwärtstrend ist unten die Unterstützungslinie und oben die Widerstandslinie. In einem Abwärtstrend ist das umgekehrt. Bewegt sich der Kurs nahe an der Widerstandslinie, bietet der Wert dem Börsianer eine gute Chance der Positionierung mit einem engen Stoppkurs. Von dem Trendkonzept lassen sich die meisten, der technischen Analyseverfahren ableiten, seien es nun Trendlinien oder andere Chartformationen. Betrachtet man einmal den Kursverlauf von Aktien, so sieht man, dass dieser im Zickzack verläuft. Ein Zacken nach unten wird als Reaktionstief bezeichnet und als Reaktionshoch wenn die Spitze nach oben zeigt. An der Spitze des Reaktionstiefs entwickelt sich eine Unterstützungszone. Hier war das Kaufinteresse so stark, dass der Verkaufsdruck überstiegen wurde und als Resultat die Kurse wieder anstiegen. Genau anders herum verhält es sich an der Spitze eines Reaktionshochs, dort herrscht Widerstand und der Verkaufsdruck übersteigt die Nachfrage. Interessanterweise kommt es relativ häufig vor, dass solche Wendepunkte auf einer waagerechten Gerade liegen, also die Wende immer auf ungefähr dem gleichen Niveau einsetzt. Diese Erscheinung lässt sich psychologisch erklären, denn Anleger orientieren sich an den Werten der Vergangenheit.
Widestand- und Unterstützungslinien
Ein Widerstand als Zone oder Linie wird von mehreren Hochs auf gleicher oder ansteigender Höhe in einem Aufwärtstrend gebildet. Sie ist eine Art Hindernis für den Kurs, da er sie nur schwer durchbrechen kann. Die Unterstützung wird durch mehreren Tiefs dazwischen markiert. Sie hat eine unterstützende Funktion gegenüber dem Kurs, gegen weitere Rückschläge. Es handelt sich hier also um eine simple Möglichkeit, Struktur in den Kursverlauf zu bringen und für mehr Übersichtlichkeit zu sorgen. Bei einer Widerstandslinie werden die Hochpunkte durch eine Linie verbunden. Bei einer Unterstützungslinie werden dementsprechend die Tiefpunkte verbunden. Eine solche Linie wird umso aussagekräftiger, je mehr Wendepunkte auf der Linie liegen und je mehr Handelsaktivität vorherrschte. Durchbricht eine Widerstandslinie eine Unterstützungslinie, wandelt sich die Linienart entsprechend um. Ein Widerstand wird also zur Unterstützung und eine Unterstützung zum Widerstand.
Trends und deren Erkennung
Einen Trend kann man als eine, in einer bestimmten Richtung verlaufende Kursentwicklung bezeichnen. Dabei ist grundsätzliche eine Unterteilung in Aufwärts-, Seitwärts- und Abwärtstrend möglich. Beim Aufwärtstrend liegt jedes Kurstief höher als das vorherige. Beim Abwärtstrend dreht sich dies entsprechend um. Jedes folgende Kurshoch ist demnach tiefer als das vorhergegangene. Wichtig ist beim Handeln zu verstehen, dass Trendlinien immer wieder gut funktionieren, sie jedoch keine Garantien darstellen und man sich somit nicht blind auf sie verlassen kann. Sie bieten lediglich eine gute Möglichkeit Ein- und Ausstiegspunkte im Kursverlauf mit einem möglichst geringen Verlustrisiko zu finden.
Trends haben oft über einen längeren Zeitraum Bestand und brechen nicht so häufig als man dieses vermuten möchte. Dennoch hat jeder Trend aber irgendwann auch mal ein Ende. Trends können abrupt drehen oder den Trendwechsel ankündigen. Intraday-Reversals oder Ein-Tages-Umkehrformationen sind kurzfristige Umkehrformationen die häufig am Ende eines steilen Trends mit einer Übertreibung und mit hohen Umsätzen stattfinden. Abrupte Trendwechsel sind in Kerzencharts schön zu erkennen. Eine Umkehrformation die sich längerfristig ankündigt ist eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Schulter-Kopf-Schulter-Formationen findet man Typischerweise am Ende eines Aufwärtstrends. Am Ende eines Abwärtstrends ist es die umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Die Hochs der Wellenbewegung eines Aufwärtstrends steigen an der Widerstandszone immer weiter an. Erste Anzeichen einer möglichen Trendumkehr ist die 2. Schulter beziehungsweise eine niedrigere Welle als die vorhergehende. Wird daraufhin die Nackenlinie durchbrochen kann man von einer Trendumkehr ausgehen. Wenn anschließend bei einer Gegenbewegung die Nachenlinie zum Widerstand wird ist das die Bestätigung des Trendwechsel.