Die Situation in Europa
Als in Deutschland im Jahr 1990 die deutsche Einheit gefeiert werden konnte, war dies nicht nur ein Grund zur Freude. Sowohl politisch wie auch wirtschaftlich geriet das Gefüge innerhalb Europas durch diese Einheit gehörig durcheinander. So stiegen in Deutschland sowohl die Verschuldung wie auch die Inflationsrate, da die neuen Bundesländer mit finanziellen Mitteln gestützt werden musste. Eine ähnliche Situation zeigte sich in anderen europäischen Ländern, wo ebenfalls ein hoher Inflationsdruck entstand. Um der Inflation entgegenzuwirken, hob die Deutsche Bundesbank, die zum damaligen Zeitpunkt noch autonom agierte, ihre Leitzinsen an. Um eine Abwertung ihrer eigenen Landeswährungen zu erreichen, mussten auch die übrigen Länder ihre Leitzinsen anheben. Gleichzeitig wertete der US-Dollar stark ab und brachte große Unsicherheiten nach Europa. Da zudem die Maastrichter Pläne zur Währungsunion in Dänemark und Frankreich anstanden, wurden vielfach Gelder in andere Währungen umgeschichtet. Vor allem das britische Pfund, aber auch die italienische Lira, gerieten daraufhin unter Abwertungsdruck.
Die Spekulation von George Soros
Auch George Soros sah den notwendigen Abwertungsdruck und die Überbewertung des britischen Pfundes. Ebenso wie viele andere Anleger ging Soros demnach davon aus, dass die britische Regierung entweder das Pfund abwerten oder aber aus dem Europäischen Währungssystem EWS austreten würde. George Soros und andere Investoren nutzen von nun an größere Geldbeträge, um mit gezielten Investitionen das britische Pfund zu schwächen. Die ersten Versuche schlugen fehl, da die britische Notenbank intervenierte. Sie versuchte, das britische Pfund durch Stützungskäufe zu stabilisieren. Dies jedoch zeigte nicht die gewünschte Wirkung. Daraufhin nahm die Notenbank am 16. September 1992 eine Zinserhöhung von bisher 10% auf nun 12% vor. Diese Zinserhöhung sollte das britische Pfund für Investoren attraktiver werden lassen. Nur wenige Stunden nach dieser Entscheidung sollte die Verzinsung sogar auf 15% angehoben werden. Die Spekulanten um George Soros jedoch reagierten nicht auf die in Aussicht gestellte Zinserhöhung und spekulierten weiterhin auf eine baldige Abwertung.
Der Austritt aus dem EWS
Am 16. September 1992 um 19 Uhr Londoner Zeit hatten die Spekulanten dann ihr Ziel erreicht. Der Schatzkanzler Norman Lamont gab bekannt, dass Großbritannien dem Europäischen Währungssystem künftig nicht mehr angehören wird. In der Folge sank der Zins wieder auf das übliche Maß von 10%. Aufgrund der nachfolgenden starken Abwertung des britischen Pfundes, welches in den kommenden Wochen etwa 15% gegenüber der Deutschen Mark und gut 25% gegenüber dem Dollar verloren hatte, konnte George Soros hohe Gewinne realisieren. Man spricht von einem Milliardengewinn, der ihm auch den Beinamen „The man who broke the Bank of England“ eingebracht hatte.